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Marktpreise

Entstehung, Funktion und Einflussfaktoren

Preise bilden die zentralen Signale im Marktsystem. Das Anzeigen von Überschüssen und Mängel ist eine ihrer wichtigsten Funktionen. Zeichnet sich beispielsweise beim Reis eine Missernte ab, dann steigt der Preis für Reis auf dem Weltmarkt. Wird wie in den Jahren 2015/16 mehr Erdöl gefördert, als nachgefragt, dann fällt der Preis für Erdöl. Die Entwicklung der Preise bildet zudem eine wichtige Grundlage für viele Entscheidungen. Wenn die Flugpreise innerhalb Europas fallen und für Interkontinentalflüge steigen, dann steigt die Tendenz der Touristen in Europa statt nach Übersee zu reisen.


Die Beurteilung von Preisentwicklungen wird dadurch erschwert, dass Preise nicht allein aufgrund des Angebots und der Nachfrage vieler Marktteilnehmer gebildet werden. Es gibt weitere Faktoren, die direkt oder indirekt die Preisbildung beeinflussen. Dazu gehören beispielsweise Steuern, Abgaben, Zölle, Subventionen, Einfuhrbeschränkungen und verschiedene Vorschriften. Diese Faktoren und ihre Wirkungsweise zu erkennen, ist nützlich, wenn Entscheide gefällte werden müssen. Dazu kommt, dass beispielsweise Produktion und Konsum Umweltschäden verursachen können, deren Entstehung das Marktsystem nicht verhindert. Dies verlangt nach einem regulierenden staatlichen Eingriff, wodurch wiederum das gesamte Preisgefüge beeinflusst wird.


Beispiele

 

Preis für Heizöl (vgl. Blog vom 18.03.2017)

Der Preis für Heizöl wird durch die Angebots- und Nachfrageverhältnisse auf dem Weltmarkt bestimmt. Die Schweiz hat als sehr kleiner Verbraucher (weniger als 3 Promille der weltweiten Fördermenge im Jahr 2014) keinen spürbaren Einfluss darauf. Steigt beispielsweise der Preis auf dem Weltmarkt umgerechnet um 10 CHF/100kg, dann steigt auch der Preis in der Schweiz im gleichen Ausmass (zuzüglich der Mehrwertsteuer) und umgekehrt, wenn der Preis auf dem Weltmarkt sinkt. Ohne Eingriffe des Staates widerspiegeln also die Heizölpreise in der Schweiz die Weltmarktpreise zuzüglich der Kosten für Transport, Verarbeitung, Lagerung, Versicherungen, Kapitalzinsen und auch die Wechselkursentwicklung.

Wechselkurs und Markpreise (vgl. Blog vom 23.01.2017)
Die Schweiz hat eine eigene Währung. Deren Wert gemessen in US$, in € oder in irgendeiner andern ausländischen Währung schwankt. Dadurch ändern sich aber auch die Preise von importierten Gütern und Dienstleistungen in Schweizer Franken. Nehmen wir zur Illustration den Preis für Heizöl. Heizöl wird auf dem Weltmarkt gegen US$ gehandelt. Nun gibt es Zeitabschnitte, in denen dieser Preis auf dem Weltmarkt ungefähr gleich hoch bleibt. Verteuert sich nun während dieser Zeit der US$ in Schweizer Franken von beispielsweise 0.9 CHF/US$ auf 1.0 CHF/US$, dann erhöht sich für die Haushalte in der Schweiz auch der Preis für Heizöl in CHF/l um ca. 10%, weil die ausländischen Lieferanten in US$ bezahlt werden müssen. Dabei haben sich weder das weltweite Angebot noch die weltweite Nachfrage nach Heizöl verändert. Dadurch dass der Wechselkurs des Schweizer Frankens sich verändert, wird also das Preissignal, das eigentlich Knappheit und Überschüsse auf den Märkten signalisieren sollte, in der Schweiz verfälscht.

 

CO2-Abgabe auf Heizöl  (vgl. Blog vom 25.01.2016)
Das Verbrennen von Heizöl führt zum Ausstoss von CO2. Ein übermässiger CO2-Ausstoss schädigt unsere Umwelt. Zur Reduktion des Heizölverbrauchs belastet der Staat das Heizöl mit einem Zuschlag, einer sogenannten CO2-Abgabe. Dieser Zuschlag erhöht den Preis für Heizöl in der Schweiz im gleichen Ausmass. Bis Ende 2015 betrug der Zuschlag 16 CHF/100l und auf den 1. Januar 2016 ist dieser um 6 CHF/100l auf insgesamt 22 CHF/100l erhöht worden. Auch auf diesen zusätzlichen 6 CHF wird die Mehrwertsteuer von 8 % erhoben. Dadurch bezahlen wir in der Schweiz für das Heizöl ca. 23.80 CHF/100l mehr, als ohne diesen staatlichen Eingriff. Dies beeinflusst die Nachfrage nach andern Produkten, auch wenn zwei Drittel der Einnahmen über die Prämienabrechnung der Krankenkassen an die Bevölkerung zurückverteilt werden.

Inflation und die Marktpreise (vgl. Blog vom 30.05.2016 und Blog vom 21.08.2017)
Inflation ist leider kein Phänomen, das in einer Volkswirtschaft gleichförmig verläuft. Zirkuliert in einer Volkswirtschaft mehr Geld, als benötigt, dann können wir beobachten, dass die Zinsen sinken. Sinkende Zinssätze signalisieren, Geld wird billig. Es herrscht offenbar ein Überschuss. Es wird mehr Geld angeboten, als nachgefragt. Die Notenbank sollte nun das Geldangebot wieder reduzieren. Reagiert sie nicht rechtzeitig, werden die Leute primär mehr Geld zum Kauf von Aktien und Immobilien einsetzen. Die Aktienkurse steigen und auch die Immobilienpreise steigen. Sind dies noch Marktpreise? Ja, die Preise bilden sich auf den entsprechenden Märkten, aber die dahinter wirkende erhöhte Nachfrage ist durch eine übermässige Geldschöpfung getrieben! Diese Entwicklung hat kurzfristig und langfristig weitere Auswirkungen auf die Preisstruktur und alle Aktivitäten im ganzen Marktsystem. Die seit ein paar Jahren intensivere Bautätigkeit bildet ein aktuelles Beispiel.

Bedingungsloses Grundeinkommen (vgl. Blog vom 12.04.2016)

Das bedingungslose Grundeinkommen (bGE) kann dazu führen, dass Leute, die bisher einer Erwerbstätigkeit ausser Haus nachgegangen sind, dies nicht mehr tun werden. Der Erwachsene im Fall II des Blogbeitrages wird also nicht mehr bei einem älteren Ehepaar regelmässig Hausarbeiten machen und Einkäufe besorgen. Durch diesen Rückzug wird das Angebot dieser Dienstleistung verkleinert und wenn dies andere Anbieter derselben Dienstleistung ebenfalls tun, wird der Preis für die Dienstleistung spürbar steigen. Dieser Preisanstieg ist das Signal, das die neue Knappheit anzeigt. Der Markt wird sich darauf einstellen. Zudem muss ein bGE auch finanziert werden. Ein Teil könnte über bereits bestehende Sozialversicherungsleistungen und Renten gedeckt werden. Der Rest wäre über eine zusätzliche Steuer zu finanzieren. Von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, hat jedoch jede Steuer einen Einfluss auf den Marktpreis. Zum Beispiel erhöhen zusätzliche Mehrwertsteuerprozente die Marktpreise der davon betroffenen Güter und Dienstleisungen. Die Leute müssen also mehr dafür bezahlen und können sich weniger davon leisten.

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